Führungskräfte hören klassische Musik

Gute Führungskräfte hören klassische Musik!

Je höher umso mehr! Eine provokante These…

In einer produktiven Diskussion mit einem wichtigen Kunden von mir, wurde von meiner Gesprächspartnerin, einer erfolgreichen und passionierten Management-Entwicklerin, die Frage aufgeworfen, warum sich tendenziell Führungskräfte in höheren Ebenen eher mit klassischer Musik beschäftigen als in niedrigeren.

Eine interessante, provokante These, die es zu durchleuchten gilt!

Vorab schon: meinen Beobachtungen zufolge stimmt sie dann, wenn nicht nur die Höhe der Ebene, sondern auch die Qualität und der Erfolg von Führungskräften mit einbezogen wird. Es gibt ihn also, den direkten Bezug zwischen Führung und einer potentiellen Beschäftigung mit klassischer Musik, speziell mit Orchester-Musik, kurz gesagt: je höher und besser, umso größer die Faszination und damit die stärkere Beschäftigung!

Aus anderen Bereichen kennt man eine produktive Verbindung mit klassischer Musik, man denke nur stellvertretend für viele andere an Albert Einstein als Physiker und Mathematiker, der sich intensiv als Hobby-Musiker auf Profi-Niveau mit klassischer Musik beschäftigte.

Doch was kommt in der oben genannten These zuerst? Werden jene Führungskräfte erfolgreich, die sich mit klassischer Musik beschäftigen, oder beschäftigen sich die passionierten Führungskräfte dann mit Musik, wenn sie „oben“ angekommen sind? Im Rahmen unserer Workshops und meiner Arbeit an der Verbesserung der Führungskultur in Unternehmen fangen sehr oft Führungskräfte hier durch ihre erste nahe und intensive Beschäftigung mit Musik Feuer! Nachdem die allermeisten Teilnehmer keine Vorbildung haben, oder diese schon lange her ist (die meisten können keine Noten lesen) und daher keine Nähe dazu hatten bevor sie mit uns arbeiten – ja meist meinen, sie seien völlig unmusikalisch -, ist das Interesse danach so groß, dass sie beginnen Konzertkarten zu kaufen oder sogar ein Instrument zu lernen!

Was verbindet Führungskräfte mit klassischer Musik?

– Von der Beschäftigung mit dem Komplexen

Auf jeden Fall gibt es aus meiner Sicht zwei Hauptgründe für die Beschäftigung mit klassischer Musik, die mehrere Auswirkungen haben:

  • die Faszination und Freude am Komplexen und
  • und die damit verbundene Tatsache des „Kontrollverlusts im Detail“ ab einer gewissen Größe der Unternehmung.

In meinen Gesprächen und Diskussionen mit erfolgreichen Führungskräften vor allem von internationalen Unternehmen, ist immer die spielerische Freude und Faszination zu spüren, komplexe Abläufe, Reaktionen, Entwicklungen und vor allem den Einfluss von sich selber im Unternehmen, aber auch am internationalen Markt, verstehen, erleben und durchdringen zu wollen. Und genau diese Freude und Faszination suchen viele auch in anderen Bereichen, sei es im Sport, in der Natur oder in der Kunst – und da bietet sich ein großes Symphonie-Orchester an! Hier wird so unmittelbar offensichtlich, wie komplex ein Musikstück ist und dass der Dirigent / die Führungskraft nicht jedes Details kontrollieren KANN!

Und es wird emotional und intuitiv erlebbar, dass der Dirigent besonderes Vertrauen leben muss,

  • Vertrauen in seine Spezialisten
  • Vertrauen in die Vorbereitung / Strategie / Vision
  • und vor allem auch Vertrauen in sich selber und seine Gefühle!

Und es wird auch emotional und intuitiv klar: nicht Kontrolle ist gute Führung, sondern Führung heißt, andere besser werden zu lassen durch Ihren Einfluss, Ihre Klarheit und Ihre Präsenz!

Diese Punkte erleben wir regelmäßig in unseren Workshops in erstaunlicher Klarheit! Besonders schön zu erleben ist das im Rahmen einer Führungskräfte-Ausbildung in Norwegen, deren Teil wir seit fünf Jahren sind und die gerade wieder 7 Plätze im internationalen Ranking der Executive Education der Financial Times aufgestiegen ist: wir kennen vorab die Teilnehmer nicht, kennen weder deren Arbeitsfeld, noch deren Position oder Erfolg, aber wir spüren nach wenigen Minuten ganz eindeutig, wer von den 48 Teilnehmern aus allen Bereichen der norwegischen Wirtschaft erfolgreich und international erfahren ist (CEOs von großen, internationalen Unternehmen beispielsweise). Sie sind es, die nach der ersten aufregenden und stressigen Situation (nervös ist so gut wie jeder am Anfang!) lustvoll und spielerisch ihre Wirkung auf uns Musiker ausprobieren, die komplexen Abläufe versuchen zu verstehen, die genau beobachten – und vor allem genießen, wie sie wirken!  Und sie sind es auch, die auf einer Meta-Ebene ihrer persönlichen Visionen überzeugend vermitteln können.

Natürlich gibt es noch weitere Aspekte, wahrscheinlich der wichtigste davon ist der Aspekt des High-Performance-Teams Orchester, der als Essenz hier so unmittelbar erlebbar wird! Nicht nur muss ein Orchester einen unglaublich komplizierten Ablauf und komplexe Strukturen auf den Punkt bringen und auf die 100tel Sekunde genau zusammen wirken, sondern es zeigen sich auch all die anderen Faktoren eines funktionierenden High-Performance Teams: ein Team von möglichst verschiedenen, hoch ausgebildeten und / oder begabten Menschen mit einem klaren gemeinsamen Ziel, das in einer idealen Balance von Individualität und Gemeinschaft arbeitet – in einem produktiven und positivem Umfeld, für das die Führungskraft verantwortlich ist.

Das High-Performance-Team wird im Zentrum meiner nächsten Beobachtungen sein.

Gehen Sie also in ein Konzert, versuchen Sie die Abläufe zu erfassen, genießen Sie hoch komplexe Abläufe und das Vertrauen in die Spezialisten, in die Vorbereitung und auch die Notwendigkeit, spontan Gefühle einzubeziehen!

Und lassen Sie sich für Ihren Führungsalltag von der Kraft der Musik inspirieren!

Das wünscht sich mit schwungvollen Grüßen

Ihr

Florian Schönwiese

PS: Hier ein schönes Video zu diesem Thema!